Osteopathie bei Babys – wann hilft´s?

Hast du auch von Osteopathie bei Babys gehört und hast keine Ahnung, was es bringt? Dann bist du hier richtig. Ich erzähle aus eigener Erfahrung und gebe dir Empfehlungen und 3 hilfreiche Sofortmaßnahmen an die Hand.

Während ich hier schreibe, schläft mein 7-Monate alter Sohn seelenruhig und allein (!) in seinem Bettchen. Und alles, was ich über das Babyphone höre, ist die regelmäßig wiederkehrende Atmung. Ein Balsam für meine Seele. Denn es war nicht immer so friedlich. Monatelang kämpfte Luca genau um diese Abendstunden herum mit dem Schlaf. Stundenlang schrie er uns die Ohren voll und wir konnten ihm nicht helfen. Wir erlebten ein Wechselbad der Gefühle. Von Mitleid, zur Enttäuschung, bis zur Hilflosigkeit, Frustration und bloßer Wut. (Ja, auch Wut…..Wut auf das Baby…aber es half ja alles nix) ….ich muss schon sagen: mein Mann und ich kamen regelmäßig an unsere Grenzen. Unser zerstörtes Aussehen war der Beweis.

Schlafendes Baby nach Osteopathie Behandlung

Auf der Suche nach einer Ursache für das Schreien

Gesättigt, frisch gewickelt und wohlig im Arm liegend …und trotzdem am Schreien… vom Kinderarzt als gesund diagnostiziert …..und dennoch am Brüllen … von Hebammen als hervorragend gedeihend bewertet … was könnte er haben? Wir fragten Google mehrfach um Rat. Irgendetwas musste er doch haben? Ein Baby schreit doch nicht grundlos …(sagten uns alle immer wieder).

Schreibaby vor Osteopathie Behandlung
Unser Schreibaby

Wir probierten etliche Mittelchen gegen Koliken, obwohl seine Verdauung recht gut war…..er wurde geschaukelt….mal sanft und liebevoll, mal etwas stärker auf und ab….wir achteten akkurat auf Hygiene und regelmäßige Spaziergänge….aber das Geschrei ebbte nicht ab. Im Gegenteil. Eine Zeit lang kam es uns vor, als würden die Schreistunden länger und heftiger werden. Uns fiel bald nichts mehr ein, was die Ursache für das hemmungslose und hysterische Kreischen sein könnte. Und auch das Umfeld hatte keinen weiteren Rat.

Doch dann, nach drei Wochen Kampfeinsatz, als er nachts hemmungslos schrie und auch noch das Stillen an der Brust verweigerte…kam eine Vertretung für unsere Hebamme, da unsere im Urlaub war…. und wir bekamen von der Hebi den Rat zum Osteopathen für Babys zu gehen.

Osteo….was? Wir hatten noch nie von einem solchen Beruf gehört. Wie sich (mithilfe von Google) herausstellte, ist Osteopathie bei Babys eine Heilmethode mithilfe von Händen. Ganz ohne Medikamente. Bei einer solchen Behandlung tastet der Osteopath das Körpergewebe auf der Suche nach Verspannungen und Blockaden ab und korrigiert diese durch bewährte Handgriffe. Aha, hört sich nach Hokuspokus an, dachte ich damals noch skeptisch. Die Störungen seien laut dieser Therapieform meist während der Geburt entstanden. Vor allem bei schwierigen Geburten, bei Geburten mit Hilfsmaßnahmen oder auch sehr schnellen Geburten.

Genau letzteres war der Fall, als Luca geboren wurde. Von der ersten Wehe bis zu Lucas Geburt vergingen gerade mal 4 Stunden. Dabei war es meine erste Geburt! Allerdings hing er über eine Stunde im Geburtskanal fest. Und es ging weder vor, noch zurück. Dank regelmäßigem Sport von Mutti hatte es mein Kleiner schwer durch den engen, durchtrainierten Geburtskanal zu kommen. Auf der anderen Seite hatte ich wohl gerade wegen dem Sport eine recht kurze Geburt. Jede Medaille hat halt zwei Seiten.

Osteopathie Baby – mein Erfahrungsbericht

Zu unserem Besuch beim Osteopathen: Wir hatten eine klare Empfehlung von der Hebi bekommen. Und das war auch gut so. Denn die Qualität der Ausbildung ist sehr unterschiedlich, wie ich bei meiner Recherche später feststellte. Unser Osteopath, ein Physiotherapeut und Heilpraktiker, verhielt sich von Anfang an sehr kompetent. Wir fühlten uns sofort gut aufgehoben. Das lag nicht zuletzt an seiner wundervollen, einfühlsamen Art und Stimme. Mit welcher er zuerst das Wort an uns Eltern richtete und uns ganz genau über meine Schwangerschaft, über Lucas Geburt und sein Verhalten befragte.

Beruhigende Haltung für das Baby aus der Osteopathie
Die Haltung des Osteopathen - habe ich später mal nachgestellt

Während wir erzählten und erzählten – mit Luca im Arm – nahm er mehr und mehr Kontakt zu unserem Baby auf. Nachdem er wie ein Babyflüsterer das Vertrauen von unserem Baby gewonnen hatte, begann die eigentliche Untersuchung. Er legte den Buben auf eine Liege mit Kuscheldecke und tastete ihn zunächst am ganzen Körper ab. Dann nahm er ihn in seine Hände und übte so seine manuellen Techniken aus. Der kleine Körper passte damals optimal in die beiden großen Handflächen. Die eine Hand legte er unter den Kopf. Der Arm stützte den Wirbelsäulenbereich. Die andere Hand diente als Sitz unter seinem Po und gab dem Becken Halt.

Bei dieser Behandlung kehrte eine besinnliche Ruhe in den Raum, wie bei einer Meditation. Nur der Flüsterton unseres Gesprächs durchbrach regelmäßig die geheimnisvolle Atmosphäre. Die weiterhin sehr sachkundigen Hinweise lenkten uns auf besondere Auffälligkeiten an unserem Kind. Wir sollten mal auf seine Stirn schauen. Luca wolle stets nach oben schauen und lege dazu seine Stirn in Falten…oh ja, das fiel mir auch immer wieder auf. Er sah mit seinen 6 Wochen mit seinem Haarkranz und der stets gefalteten Stirn wie ein 70-Jähriger aus.

Baby mit gefalteter Stirn vor Osteopathie Behandlung

……Und ob er denn immer solche geballten Fäustchen hätte?……..hm ja, wenn ich darüber nachdenke…permanent….Sehen sie die stets angehobenen Schultern, die bewirkten, dass der Hals „verschwindet“? Das deute auf eine gestauchte Halswirbelsäule und Membranspannungen am Kopf hin….. Ob denn bei der Geburt der Kristeller-Handgriff verwendet wurde? ……?????(Ich schaute wie ein Fragezeichen…..Er konkretisierte daraufhin die Frage.)….Wurde das noch ungeborene Kind mithilfe des Arms oder eines Tuchs vom Bauch aus runtergedrückt oder rausgedrückt…..ja, genauso war´s, die Oberärztin musste mit dem Arm nachhelfen…..Luca habe aufgrund unterschiedlicher Einwirkungen während der Geburt einen verspannten Nacken und sei so stets nervös und gestresst….oje, der Arme (mein Mann und ich guckten uns einhellig ein) ….deshalb, will Luca sich auch nicht am Rücken massieren lassen. Ich hatte es schon mehrfach mit Babymassage am Rücken versucht, aber für ihn war das merklich unangenehm. Schreien war ein klares Zeichen für Das-mag-ich-nicht…… Naja, muss ja nicht jedes Baby mögen, dachte ich vorher…..Die plötzliche Abneigung von der Brust beim Stillen hänge auch mit der Verspannung zusammen. Denn aus der Flasche verabreicht trank Luca meine abgepumpte Milch ja gerne…. Und er hatte auch keine Unverträglichkeiten dagegen gezeigt?…..Nein, das hatten Hebamme und Kinderarzt gecheckt.

Während uns mehr und mehr ein Licht aufging und wir ein reuiges Verständnis für unser Schreibaby bekamen, war der Osteopath fast elfengleich mit manuellen Techniken am Werk. Luca war die ganze Prozedur über still und entspannte sich nach und nach. Das hätte noch ewig so weiter gehen können. Endlich Harmonie. Auch zwischen mir und meinem Partner. Denn glaubt mir, so ein Schreibaby ist eine ganz schöne Herausforderung für eine Partnerschaft.

Zum Schluss warnte der Osteopath uns vor. Es könnte sein, dass Luca nun ein ganz langes Schläfchen macht. Das sei nicht Besorgnis erregend, sondern ganz normal. Wir sollen ihn einfach schlafen lassen. Denn Schlafen ist Verdauen der Sinneseindrücke und er habe heute ja auch Einiges erlebt. Wir nickten nur und waren freudig ergriffen von der Prophezeiung für den Abend.

Fazit: Insgesamt hatten wir bei unserem Osteopathen 3 Termine innerhalb von 4 Wochen. Und Luca hatte nach jedem Besuch ein ausgiebiges Schläfchen. Bei der 2. Untersuchung weinte er aber auch mal eine Zeit lang. Das könne passieren, beruhigte der Osteopath. Denn schließlich lösen sich Verspannungen auch mit „Abweinen“…. Ja, das konnte ich nachvollziehen….Für unsere Beziehung waren die Sitzungen übrigens absolut förderlich. Denn nun verstanden wir, dass nicht wir Schuld für Lucas Unzufriedenheit waren. Das war ein Trost. In schwierigen Situationen neigt man ja nach dem Schuldigen zu suchen, aber keiner konnte dem anderen etwas vorwerfen.

Das Schreien verschwand nicht komplett, aber es reduzierte sich auf die Hälfte der Zeit. Von 8 Stunden am Tag auf ca. 4 Stunden. Und es wurde erträglicher in der Intensität. (Ich nahm nun die vorher getragenen Ohropax wieder heraus.) Hilfreich waren auch die Tipps für den Alltag, die wir aus den Sitzungen mitnahmen. Ich lernte, wie ich selbst die Spannungen aus der gestauchten Halswirbelsäule lösen kann. Begeistert, dass durch bestimmte Handgriffe mehr Ruhe in Luca einkehrte, hatte ich mir zusätzlich ein Buch dazu gekauft: „Baby-Nöte verstehen. Verblüffend einfache Alltagshilfen aus der osteopathischen Praxis.“ Von Karin Ritter. Es unterstrich die Empfehlungen unseres Osteopathen und erklärte die Hintergründe. Aus 3 Gründen ist dieses Buch meiner Meinung nach zu empfehlen. 1. Es ist dünn, also gerade richtig für Eltern mit wenig Zeit. 2. Es ist leicht verständlich. Und 3. Es fokussiert sich auf Lösungen zu typischen Problemen mit dem Baby. Es ist also kein allgemeiner Ratgeber-Schinken.

Nützlich war auch die Prognose, dass das Schreien in der Regel um die 16. Lebenswoche zurückgehen würde. Mit so einer Vorhersage, die dir sagt, wann das Leiden ein Ende hat, ließ es sich vieeeeeel leichter leben. Und wir hatten Glück. Wir gehörten zur Regel.

Kosten für die 3 Sitzungen: 3 x 70 € = 210 €. Davon übernahm unsere Krankenkasse 50 %. D. h. wir zahlten nur 105 €.

Würde ich das noch Mal machen? Ja, auf jeden Fall. Versteh mich nicht falsch, ich sehe die Osteopathie für Babys nicht als Wundermittel bei allen Beschwerden. Das Schreien war ja nicht komplett weg. Aber es ist für mich definitiv ein Hilfsmittel, das versucht werden sollte. Wenn das Baby durch viel Schreien, Fehlhaltungen oder übermäßiges Spucken Not signalisiert und der Kinderarzt keine gesundheitlichen Defizite erkennen kann. Den erschöpften, verzweifelten und hilflosen Eltern hilft es alle Mal. Allein schon dadurch, dass jemand sich ihres Problems interessiert annimmt. Ihnen die Last von den Schultern nimmt. Und ihnen Hilfsmittel mit auf den Weg gibt. Jedoch Vorsicht: nur unter Beachtung einiger Voraussetzungen bei der Auswahl eines Osteopathen! Wenn man also an einen guten, qualifizierten Osteopathen gerät. Und wie findest du nun den Besten in deiner Nähe?

Das Beste im Leben bekommt man auf Empfehlung. So heißt es. Und es stimmt. Was macht man aber, wenn man keine Empfehlung erhält und als Erst-Eltern mit Baby nicht weiter weiß? Auf keinen Fall: Nichts! Denn die Frustration bahnt sich Wege. (Ich muss zugeben ich war auch kurz davor…aber Vorsicht kein Schütteln des Babys! Das kann auch zum Tod führen!) Deshalb: Für diesen Fall (dass du keine Empfehlung erhältst) möchte ich euch Anhaltspunkte an die Hand geben. Damit man nicht an den „Nächstbesten“ gerät. Denn aus eigener Erfahrung weiß ich, ab einem gewissen Punkt hätten wir alles getan, um mehr Ruhe und weniger Geschrei zu kriegen! Das ist verständlich. Es sollte aber nicht zum Nachteil deines Kindes geschehen.

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